02.05.2024, 17:47
Unentschieden gegen Melsungen
45 Minuten sah gegen die MT Melsungen alles nach einem Sieg für den HC Erlangen aus. Dank einer starken Aufholjagd sicherte sich die MT trotz zwischenzeitlichem Acht-Tore-Rückstand am Ende doch einen Punkt. Im Kampf um den Klassenerhalt kann dieser Punktgewinn für den HC Erlangen noch extrem wichtig sein. Dennoch stellte sich nach Abpfiff die Frage, ob es doch eher ein verlorener Punkt ist.
"Ein Punkt ist brutal wichtig. Das dürfen wir nicht unterschätzen. Hier zu stehen und sich über einen Punkt gegen Melsungen zu ärgern, ist eigentlich gut. Hätten wir mit drei verloren und ein gutes Spiel gespielt, das können wir auch nicht gebrauchen", schaut Torhüter Bertram Obling im Dyn-Interview positiv auf den Punktgewinn zurück. Dennoch wäre mehr drin gewesen.
40 Minuten zeigt der HC Erlangen ein super Spiel, kann sich beim 24:16 gar auf acht Tore absetzen. Doch dann folgt der Einbruch: Ein paar technische Fehler und daraus resultierende Gegentore sorgten für einen 24:19-Zwischenstand (43.). HCE-Trainer Johannes Sellin griff zur Auszeit, doch die Gäste aus Melsungen holten weiterhin auf, kamen in der 53. Minute beim 26:25 erstmals seit der 20. Minute auf ein Tor heran.
"Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen. Wir haben die Leichtigkeit an den Tag gelegt, die ich den Jungs mitgeben wollte. Wir wollten weniger verkrampft spielen und auch wieder Spaß haben. Das hat super funktioniert - aber leider nur bis zur 45. Minute", bilanziert HCE-Trainer Johannes Sellin nach Abpfiff am Dyn-Mikrofon.
"Dann kamen leider die alten Probleme wieder. Wir haben wieder ein zittriges Händchen, kriegen dann natürlich wieder zu viele Bälle ins leere Tor. Da erwarte ich ein bisschen mehr Ballsicherheit. Das darf uns in der Phase nicht passieren. Das ist der Grund, warum Melsungen wieder ins Spiel kommt, warum sie überhaupt dran glauben, hier heute noch etwas mitnehmen zu können. Vielleicht ist das auch ein Stück weit normal in der Phase, in der man sich gerade befindet", fährt er seine Analyse fort.
Auf den Punktgewinn schaut der 33-Jährige mit gemischten Gefühlen: "Am Ende tut es weh, weil wir einen Punkt verloren haben. Ich muss aber auch sagen, dass ich unfassbar stolz auf die Mannschaft bin, wie sie heute nach dem schwachen Spiel beim Bergischen HC eine Reaktion gezeigt hat. Da können wir trotzdem stolz drauf sein, auch wenn es heute unfassbar weh tut. Der Punkt kann Gold wert sein. Jeder hätte natürlich gerne zwei Punkte gehabt. Wenn man sich das Spiel anguckt, müssen es am Ende auch zwei sein", so Sellin, der nach der Entlassung von Hartmut Mayerhoffer sein zweites Spiel als Cheftrainer des HC Erlangen absolvierte.
In den Schlussminuten ging dem HCE zunehmend die Kraft aus. "Wir haben gesehen, wie wir die letzten zehn Minuten im Rückzug waren. Da war keiner mehr wirklich ansprechbar. Du hast das auch in der Auszeit gemerkt: alle waren irgendwie mit dem Fokus nicht mehr so da, wie am Anfang des Spiels, als es leicht war. Jetzt war es schwer und da brauchen wir eben auch Leute, die einen kühlen Kopf bewahren und es trotzdem runterspielen", fährt der Europameister von 2016 fort.
Ein Stück weit bringt er allerdings auch Verständnis entgegen: "Ich weiß, dass es in der jetzigen Situation unfassbar schwer ist. Wir haben jetzt sieben oder acht Spiele nicht gewonnen. Deswegen müssen wir am Ende ehrlich sein und trotzdem zufrieden sein, dass wir jetzt endlich einen Punkt geholt haben. Da müssen wir einfach weiter dran arbeiten."
Mit diesem Punktgewinn beträgt der Abstand auf den Bergischen HC und dem damit verbundenen ersten Abstiegsrang nun drei Punkte. "Sie sind gezwungen, zwei Spiele zu holen. Ein Spiel reicht nicht. Von daher haben wir uns ein Stück weit abgesetzt. Ich hoffe natürlich, dass sie die Spiele nicht gewinnen, aber ich will am Ende trotzdem nicht vom BHC abhängig sein", so Sellin, der in den drei verbleibenden Spielen mit dem HC Erlangen große Pläne hat.
"Wir haben noch zwei Heimspiele, haben gesehen, was heute geht, was möglich ist. Nach Magdeburg kommt das wichtige Heimspiel gegen Stuttgart. Ich will Punkte holen. Wir haben noch drei Spiele, im Idealfall sechs Punkte, ansonsten will ich vier. Das muss die Einstellung sein, so müssen wir trainieren und auch nur so werden wir es auch schaffen".
kli