25.04.2024, 10:34
Spielmacher nur in Trainingsjacke
Deutschlands einstiger Spielmacher Philipp Weber macht derzeit eine schwere Zeiten durch. Im DHB-Team nicht berücksichtigt, beim SC Magdeburg nur zweite Wahl. Sein Trainer glaubt aber an ihn.
Seine Trainingsjacke musste Philipp Weber nicht einmal ausziehen. Von der Bank aus feuerte er seine Teamkollegen beim 26:27 im Viertelfinale der Champions League in Kielce immer wieder an.
Deutschlands einstige Hoffnung auf der Spielmacher-Position macht derzeit schwierige Zeiten durch. In der Nationalmannschaft nicht mehr berücksichtigt, beim SC Magdeburg nur noch zweite Wahl. "Flippi ist nach wie vor ein sehr wichtiger Teil unseres Teams und wird dies auch in Zukunft sein. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass seine Spielanteile wieder mehr werden", sagte Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert der Deutschen Presse-Agentur.
Nach seiner Verletzung bei der siegreichen Club-WM im November im linken Knie gingen seine "Spielanteile runter", bilanzierte Wiegert, weil die nachrückenden Akteure einfach gut gespielt haben.
"Flippi trainiert aber super, deshalb bin ich davon überzeugt, dass er auch wieder für mehr infrage kommt. Zudem ist er immer fürs Team da, nicht nur auf dem Feld, sondern vor allem daneben", betonte Wiegert.
Bei Bundestrainer Alfred Gislason wurde der 31 Jahre alte Weber nach der Heim-EM nicht mehr berücksichtigt. Hinter Spielmacher Juri Knorr, der 2025 die Rhein-Neckar Löwen verlassen möchte, erhalten andere Spieler wie Marian Michalczik, Luca Witzke und Nils Lichtlein den Vorzug.
In Magdeburg wich er von der Mitte auf die halblinke Position aus. Doch selbst auf der Königsposition hat er das Nachsehen hinter der hochkarätigen Konkurrenz, die zumeist aus Janus Smarason sowie Felix Claar besteht.
Gemeinsam mit Gisli Kristjansson bekleiden sie auch die Spielmacher-Position in perfekter Manier. Selbst Bankdrücker Michael Damgaard bekam oft den Vorzug, so wie beim Pokalfinale, wo Weber nicht mal im Spieltagskader stand.
Daher könnte sich für den SCM die Frage stellen: Wohin mit ihm? An der Elbe hat er noch einen gültigen Vertrag bis 30. Juni 2028. Und auch für den Spieler könnte ein Wechsel zu einem Verein, bei dem er mehr Spielzeit bekommt, eine Option sein.
Und die Jugend drückt nach - vor allem im Nationalteam. So wie nun im DHB-Team der 20 Jahre alte Eisenacher Marko Grgic. Erstmals nach 25 Jahren wurde wieder ein ThSV-Spieler zur Nationalmannschaft eingeladen. Er sei zwar "ein bisschen vom Glauben abgefallen, als in der Mittagspause eine unbekannte Nummer anruft und der Bundestrainer auf der anderen Seite der Leitung war", sagte der 1,98 Meter große Rückraumspieler.
Doch Grgic erzielte auf der halblinken Position 71 Tore in 22 Spielen, Weber in 24 Bundesliga-Partien nur 26. "Das sind zwei ganz unterschiedliche Spielertypen. Mir obliegt es überhaupt nicht, Vergleiche zu ziehen", sagte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann.
Der Schweizer hob die Stärken seines Schützlings hervor: "Ein talentierter junger Bursche, der das Handballspielen geerbt hat, es liegt ihm quasi im Blut. Trotz seiner noch jungen Jahre ist er sehr kaltschnäuzig und cool, geht in Crunchtime-Situationen auf dem Spielfeld voran."
Papa Danijel Grgic ist nach der DHB-Einladung seines Sohnes "noch dreimal stolzer als ich selbst", sagte der Sprössling. "Wir reden von der deutschen Nationalmannschaft. Das ist keine Nominierung für die Thüringer oder Saarländer Auswahl und auch keine B-Nationalmannschaft. Bis auf Marko sind alles richtige Nationalspieler in Anführungszeichen", sagte der Papa, der in Eisenach als Jugendkoordinator arbeitet.
Die DHB-Nominierung könnte auch ein taktischer Schachzug sein. "Der Marko hat auch die kroatische Staatsbürgerschaft", sagte der Papa, der 26 Spiele für Kroatien absolviert und früher selbst für Eisenach in der Bundesliga gespielt hat. Sein Sohn habe aber wenig Bezug dazu. "Letztes Jahr kam vor der U21-WM schon mal eine Anfrage aus Kroatien. Aber es ist einfach schwierig, wenn man die Sprache nicht beherrscht".
smu, dpa