11.09.2024, 12:30
Ex-Nationalspieler über seine Rolle als Experte und die CL-Favoriten
Uwe Gensheimer muss sich nach dem Karriereende an eine neue Rolle im Handball gewöhnen, nicht nur bei den Rhein-Neckar Löwen, sondern auch als Gesicht von Pluto TV. Der Anbieter hat einen neuen 24/7-Handball-Kanal gestartet, auf dem unter anderem auch Livespiele aus der Champions League kostenfrei zu sehen sind. Im Interview spricht Uwe Gensheimer über seine neue Aufgabe sowie die Favoriten für die neue CL-Saison.
Uwe, hast Du die Sporttasche noch dabei, wenn Du morgens zur Arbeit fährst?
Uwe Gensheimer: Nein, die habe ich inzwischen nicht mehr dabei. Aber ich glaube, es braucht noch ein bisschen Zeit, bis ich mich an meine neue Position außerhalb des Spielfeldes so richtig gewöhnt habe. Zumindest laufe ich morgens inzwischen direkt ins Büro in der Halle und nicht mehr in die Kabine...
Neu im Handball ist auch Pluto TV, das einen eigenen 24/7-Handball-Kanal gestartet hat und bei dem Du als Experte mit an Bord bist...
Uwe Gensheimer: Genau. Ich finde es super, dass es in Ergänzung zu den bestehenden Formaten nun mit Pluto TV - durch die Kooperation mit DAZN - auch einen Sender gibt, der Handball ohne Bezahlschranke zeigen wird. Wenn der Handball die breite Masse erreichen soll, dann kann eine solche Kooperation nur förderlich sein.
Gerade nach diesem aufregenden Handball-Sommer und der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen ist das doch top für viele Kids und andere Handballbegeisterte, wenn es auf Pluto.tv ausgewählte Spiele aus der Champions League und der European League sowohl der Männer als auch der Frauen frei empfangbar zu sehen gibt. Ich freue ich mich jedenfalls sehr, dass dies so möglich gemacht wird.
» zum Handball-Kanal von Pluto TV
Was wird Deine Aufgabe sein?
Uwe Gensheimer: Ich soll dazu beitragen, Pluto TV bekannter zu machen. Zudem werde ich hier und dort bei Spielen vor Ort zu sein, den Zuschauern die Protagonisten etwas persönlicher näher bringen und auch das eine oder andere Format außerhalb der Halle drehen. Viele der Akteure kenne ich ja noch gut aus meiner eigenen Karriere.
Wirst Du auch Spiele als Experte kommentieren?
Uwe Gensheimer: Das ist bislang noch nicht konkret geplant, könnte aber vielleicht ja noch kommen. Ich hätte jedenfalls Lust drauf.
Wie groß ist Deine Vorfreude auf die neue Saison in der Champions League und European League?
Uwe Gensheimer: Wie bei allen anderen Handballer sicher auch: Jetzt ist man einfach froh, dass es in den Hallen wieder rund geht, dass die Vorbereitungszeit endlich vorbei ist. Die Champions League an sich ist ja ein mega-geiles Format, weil dort die besten Teams Europas antreten und höchstklassigen Handball bieten.
Zudem hat die European League in den vergangenen Jahren extrem stark an Qualität gewonnen. Ich freue mich jedenfalls riesig, dass der Ball nach dem Bundesliga-Start jetzt auch auf der europäischen Bühne wieder fliegt.
War es für Dich als Spieler immer etwas Besonderes, europäisch zu spielen?
Uwe Gensheimer: Na klar! Auch wenn es im Ligabetrieb heiß hergeht, ist der internationale Wettbewerb doch meist das i-Tüpfelchen. Wenn Du Dich mit den Besten messen willst, dann kannst Du das eben nur in der Champions League.
Du hast als einer der wenigen deutschen Stars im Ausland gespielt. Deinem Ex-Klub Paris Saint-Germain blieb der Gewinn der Champions League bislang allerdings immer verwehrt. Was traust PSG aktuell zu und wie groß ist die Sehnsucht, diesen Titel zu gewinnen?
Uwe Gensheimer: Dieser Titel war auch in meiner Zeit das große Ziel. Leider haben wir es nicht geschafft. Aber das zeichnet diesen Wettbewerb, insbesondere das Final4 ja auch aus: Jede Mannschaft, die beim Final-Wochenende dabei ist, kann den Titel holen. Und da kommt es dann auf die Tagesform an, auf Kleinigkeiten.
Klar, PSG will nach wie vor die Champions League gewinnen. Sie haben nach wie vor eine richtig starke Mannschaft, auch wenn das Budget im Vergleich zu damals deutlich gesunken ist. Einfacher ist diese Mission jedenfalls nicht geworden, denn es gibt so viele Teams, die um die europäische Krone kämpfen.
Wer sind Deine Favoriten und was traust Du den deutschen Mannschaften zu?
Uwe Gensheimer: Für mich zählt der SC Magdeburg zu den Favoriten auf das Final4 in Köln, und das muss auch das große Ziel des Deutschen Meisters sein. Barcelona war in den vergangenen Jahren das Maß aller Dinge und hat es oftmals geschafft, am Final-Wochenende top zu performen. Aber mein eigentlicher Favorit auf den Titel ist in dieser Saison Veszprém.
Trotzdem wird es wieder viele Teams geben, die um die Medaillen kämpfen. Ich bin gespannt, wie sich die Füchse Berlin nach längerer Abstinenz in der Champions League verkaufen. Ich glaube, die Vorfreude in Berlin muss riesig sein und sie werden alles investieren, um sehr, sehr weit zu kommen. Sind erst einmal die K.o.- Spiele im Frühjahr erreicht, dann gibt es keine ausgemachten Favoriten mehr, dann ist alles möglich.
Setzt es besondere Kräfte frei, wenn vor dem Anpfiff die Champions-League-Hymne erklingt?
Uwe Gensheimer: Es ist einfach ein besonderer Moment, in dem sich jeder Spieler bewusst wird, jetzt ist etwas anderes als Liga-Alltag. Europäisch zu spielen, gibt nun mal eine andere Duftnote mit. Es ist zweifelsohne etwas Besonderes.
Ist der Handball einfach ein internationaler, bunter Sport?
Uwe Gensheimer: Wenn man in der Handball-Bundesliga groß wird, dann hat man es dort von Beginn an mit vielen verschiedenen Nationalitäten zu tun, ganz gleich, ob in der eigenen Mannschaft oder in der des Gegners. Der Sport überwindet Spieltag für Spieltag friedlich die Grenzen, und das macht ihn so sehr besonders.
Wir Handballer wachsen einfach mit gleichen Werten auf und tragen sie danach ein Leben lang in uns. Wenn man in einem Mannschaftssport zu Hause ist, dann weiß man einfach, wie man fair und respektvoll miteinander umgeht. Auch wenn es bei uns während des Spiels mitunter heiß hergeht, klatschen wir uns danach wieder ab und trinken sogar in der gegnerischen Kabine oder auf dem Flur noch mal ein Bier zusammen.
Es ist noch nicht allzu lange her, da hast Du als Spieler selbst ins Geschehen eingegriffen. Ist Deine neue Rolle bei Pluto TV nun prädestiniert für Dich?
Uwe Gensheimer: Es macht mir nach wie vor extrem viel Spaß, Handball zu schauen. Weil das mein Lebensinhalt war, seit ich fünf Jahre alt war. Ich glaube, dass ich in dieser Rolle gut funktionieren kann. Ich bin gespannt, wie dieses neue Projekt anlaufen wird und hoffe, dass das breite Publikum es auch annimmt, dass die Fans den Weg zu Pluto.tv finden werden. Damit wir mit unserer Sportart extrem viele Menschen erreichen können.
Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?
Uwe Gensheimer: Ich möchte die Fans hier und dort hinter die Kulissen mitnehmen, wenn ich alte Weggefährten treffe und ihnen ihre Stars auf eine persönliche Weise näherbringen, den Zuschauern vermitteln, wie es sich in der Halle anfühlt und was drumherum noch so passiert.
Ich hoffe sehr, dass wir so die eine oder andere Hintergrundinformation mehr rüberbringen können, die die Fernsehzuschauer sonst nicht bekommen, wenn sie lediglich die Spiel-Übertragung schauen würden.
Was macht das Spektakel Handball im Fernsehen für Dich aus?
Uwe Gensheimer: Dass das Spiel mega-schnell hin- und hergeht. Dass wir schon die verrücktesten Konstellationen gesehen haben, in denen vermeintlich geschlagene Mannschaften sich doch noch einmal aufbäumen und zurückschlagen konnten. Niemand kann sich vorzeitig sicher sein, das Spiel zu gewinnen. Und das wird mit Sicherheit auch in den europäischen Wettbewerben dieser Saison so sein. Ich hoffe sehr, dass die Zuschauer von der Schnelligkeit und Spannung gepackt werden.
Hinweis: Über Pluto TV
Der kostenlose Streaming-Dienst Pluto TV hat in dieser Saison in Kooperation mit DAZN einen kostenfreien Handball-Kanal gestartet, der rund um die Uhr über den Handball berichtet. Aktuell beispielsweise mit den Wiederholungen früherer Spiele aus der Champions League, ab 12. September aber auch mit einem Livespiel pro Woche aus der Königsklasse sowie weiteren Formaten und Livespielen auch aus der European League oder den internationalen Wettbewerben der Frauen. Der Kanal kann per App sowohl über den Fernseher wie auch den Computer, Tablett oder Smartphone genutzt werden.
Sascha Klahn