04.02.2025, 12:12
Weltmeister-Kapitän feiert Geburtstag
Handball-Weltmeister Kurt Klühspies feiert heute seinen 73. Geburtstag. "Mister TVG" machte nicht nur mit 363 Bundesliga-Spielen und 1.226 Toren auf sich aufmerksam, der Linkshänder gehörte auch zu dem Team, das sich im innerdeutschen Duell die Olympia-Teilnahme 1976 sicherte und das 1978 den Weltmeistertitel holte. Und sein 26. Geburtstag sollte dabei taktisch eine entscheidende Rolle auf dem Weg zum WM-Titel spielen.
Beim TV Großwallstadt machte sich Kurt Klühspies einst einen Namen, der vor allem die älteren Handball-Fans mit der Zunge schnalzen lässt. Vor 73 Jahren wurde der zweifache Familienvater in Würzburg-Heidingsfeld geboren und startete im Jahr 1970 mit achtzehn Jahren seine sportliche Laufbahn bei den Mainfranken. Das Handballspielen erlernte Klühspies beim TV 1905 Erlenbach. Seine Vereins-Treue und die Erfolge brachten dem Hobby-Golfer den Beinamen "Mister TVG" ein.
Für den TV Großwallstadt absolvierte der 1,96 Meter große Hüne 363 Bundesligaspiele, in denen er 1226 Tore erzielte - mit Pokal und internationalen Wettbewerben sind es 456 Pflichtspiele und 1.532 Tore. "Ich bin dem TVG immer treu geblieben. Aber damals gab es auch nicht die Möglichkeiten wie heute. Ich hatte nur einmal ein verlockendes Angebot - 1982 von den Reinickendorfer Füchsen. Da habe ich kurz geschwankt", erzählte Kurt Klühspies vor einigen Jahren in einem Gespräch mit der dpa.
Die "goldenen Zeiten" des TVG sind ganz eng mit dem Namen Kurt Klühspies verbunden. Neben sechs Deutschen Meisterschaften (1973, 1978, 1979, 1980, 1981, 1984) und zwei Pokalsieger (1980 und 1984) holten der TVG in der Ära Klühspies zweimal den Europapokal (1979, 1980) der Landesmeister und einmal den IHF-Pokal (1984) an den bayerischen Untermain.
Zudem wurden die "Wällster" im Jahr 1979 mit Kurt Klühspies als Kapitän "Mannschaft des Jahres". Und wenn "Not am Mann" war, schnürte der leidenschaftliche Hobby-Golfer nach seinem Karriereende noch einmal seine Handballschuhe: Er kehrte viermal (1986, 1988, 1991, 1993) für Kurzeinsätze beim TVG auf die "Platte" zurück. Das letzte Comeback erfolgte mit 41 Jahren - als er erfolgreich half den Abstieg zu verhindern.
Auch in der Nationalmannschaft war Kurt Klühspies in 102 Länderspielen eine feste Größe. Vorne war er wegen seiner Wurfkraft gefürchtet, hinten bildete er gemeinsam mit Heiner Brand einen der besten deutschen Mittelblocks der Geschichte.
"Er war ein überragender Handballer. Wir haben uns sehr gut ergänzt", sagt Brand über seinen ehemaligen Zimmerkollegen, mit dem er bis heute befreundet ist. "Er war in seiner Rolle als Kapitän der Nationalmannschaft, aber auch als Führungsfigur beim TVG unendlich wichtig."
Das erste Highlight waren die Olympischen Spiele 1976, für die sich die BRD-Auswahl nach einer legendären Ausscheidung gegen die DDR qualifizierte. "Das war eine Sensation", sagte Kurt Klühspies im Rückblick. Am Ende wurde mit dem vierten Platz eine Medaille knapp verpasst. Der Olympia-Boykott vier Jahre später bei den Spielen 1980 in Moskau war die größte sportliche Enttäuschung und der Grund für seinen frühen Rücktritt aus der DHB-Auswahl: "Wir waren gut drauf und hätten um Gold mitgespielt."
Dazwischen lag 1978 - sein persönliches Meisterjahr. "Im Januar habe ich meine Ausbildung zum Industriemeister abgeschlossen, Anfang Februar bin ich Weltmeister geworden und im Mai erstmals deutscher Meister", berichtet Kurt Klühspies, der neben seiner Karriere erst als Industriemeister in der Chemie-Branche tätig war und nach seiner Profikarriere als Key-Account-Manager zu adidas wechselte.
Am Tag vor dem WM-Finale gegen die favorisierte UdSSR feierte Kurt Klühspies übrigens seinen 26. Geburtstag - und diese Feier sollte historische Bedeutung für den deutschen Handball bekommen: In der Nacht schlich DDR-Spieler Wolfgang Böhme mit drei Bierdosen auf sein Zimmer und gab Tipps für das Spiel. "Er hat mit den Dosen die Spielzüge der Sowjets nachgestellt. Geholfen hat es eher weniger, die ersten Tore haben wir uns genau auf diese Weise gefangen", erzählte Kurt Klühspies.
Eric Dobias, dpa, red