23.01.2025, 08:00
Fan-Serie mit HAIX
Seite an Seite durch Höhen und Tiefen - dafür steht die Partnerschaft zwischen dem THW Kiel und HAIX. Der Spezialist für Funktionsschuhe und -bekleidung will im Rahmen seines Engagements beim deutschen Handball-Rekordmeister die Geschichten der Fans in den Fokus rücken. Diesmal: die Trommler der Zebras, Susanne (51) und Michael Plieske (61)
Der Angler-Gasthof in Kiel liegt nur einen Handballwurf von der Wunderino Arena entfernt. Hier trifft man vor und nach den Spielen des THW Kiel immer Susanne und Michael Plieske. In der fast 100-jährigen Handball-Traditionskneipe darf noch geraucht werden, an einem Tisch spielen vier ältere Herren Karten, der gut gelaunte Wirt schenkt Bier aus. Ein schmaler Gang führt am Tresen vorbei zum Handball-Stammtisch der Plieskes und ihrer Fan-Mitstreiter hinten rechts in der Kneipe. Hier lässt das Ehepaar aus Kiel die vielen Jahre als Fans der Zebras Revue passieren.
"Vor 16 Jahren haben wir uns im Urlaub auf Mallorca am Strand kennengelernt", erinnert sich Michael. Kurz darauf nahm der gebürtige Kieler seine Susanne mit zum THW. Für die gebürtige Niedersächsin ein Volltreffer: Seitdem gehen sie zu allen Heim- und auch zu vielen Auswärtsspielen der Kieler - quer durch Europa von Spanien bis Norwegen. Der vorläufige Höhepunkt ihrer gemeinsamen Liebe zu den Zebras: 2019 organisierten die Plieskes im Rahmen des EHF Cup Final Four in Kiel eigenhändig einen Fanmarsch vom Hauptbahnhof zur Arena mit Fans aller teilnehmenden Mannschaften aus Berlin, Porto und Holstebro. "Wir haben mit rund 50 Teilnehmern gerechnet. Am Ende waren es über 500 Fans aus Deutschland, Portugal und Dänemark, die friedlich und voller Euphorie mitgelaufen sind", erzählt Susanne stolz. Es sei neben dem Platz vor allem dieses gute Miteinander zwischen den Fans, das den Handball auszeichne - und auf dem Platz die Geschwindigkeit und Dynamik des Spiels.
Ein weiterer denkwürdiger Höhepunkt kam ein Jahr später: Im Herbst 2020 waren die Plieskes nach der Corona-Pause die allerersten Fans, die wieder in die Arena zum THW durften - die Aufgabe als Aufbauhelfer war gleichzeitig die Geburtsstunde ihrer Trommel-Karriere für die Zebras: "Als der Spielbetrieb nach Corona wieder losging, damals noch ohne Zuschauer, wurden wir vom Verein gefragt, ob wir nicht auch während der Spiele für den THW trommeln und in dieser Form die Mannschaft unterstützen wollen", erzählt Michael. "Da haben wir nicht lange gezögert und waren mit zwei weiteren Trommlern die ersten und einzigen Fans in der Arena - ein sehr komisches, absurdes Gefühl", ergänzt Susanne: "Wir wussten zunächst nicht, wo wir uns hinstellen und was wir überhaupt machen sollen." So ganz ohne Zuschauer und ohne Erfahrung sei es gar nicht einfach gewesen, mit dem Trommeln loszulegen. Und so mussten sie sich - auf der Hauptgeraden stehend - erst mal richtig eingrooven. Seitdem trommeln Susanne und Michael als mittlerweile eingespieltes Team bei jedem Heimspiel des THW - nur nicht mehr auf der Hauptgeraden, sondern direkt hinter dem Tor. "Das ist schon auch harte körperliche Arbeit", sagt Michael. "Und man bekommt vom Spiel selbst leider nicht so viel mit", fügt Susanne hinzu und bekräftigt: "Aber es ist nun mal jetzt unser Job - und den machen wir gerne."
Auswärts sind die Trommeln meist nicht dabei - "dann genießen wir es, die Spiele auch mal richtig zu verfolgen", sagt Michael. Die Auswärtsfahrten durch Europa haben es sowieso in sich: Mal ging es mit einem kleinen Bus via Fähre bis nach Drammen in Norwegen, mal mit dem gecharterten Mannschaftsflieger, Seite an Seite mit den Spielern, nach Budapest in Ungarn. "Das waren große Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse", erinnert sich Michael.
"Man muss positiv bekloppt sein, um das hier alles zu machen - und das sind wir definitiv", sagt Susanne. Viel Leidenschaft müsse man mitbringen - und im wahrsten Sinne des Wortes auch mal leiden können. Bei Auswärtsspielen haben die Plieskes immer ein Banner, auf dem "Wir sind Kiel" steht, dabei, welches immer mit der jeweiligen Stadt ergänzt wird - beim Derby gegen Flensburg beispielsweise mit "Wir sind Kiel - auch in Flensburg". Während Corona standen sie vor der heimischen Arena und haben die Spieler bei deren Ankunft mit ihrem Banner begrüßt: "Wir sind Kiel - auch in dieser Zeit". In guten und in schlechten Zeiten halten sie eben zusammen - "so wie es sich als Fan gehört", sagt Susanne. 16 Jahre nach der Strandbegegnung mit ihrem heutigen Mann kann sie sich kein Leben ohne Handball mehr vorstellen. "Dabei geht es gar nicht unbedingt um den Sport an sich, sondern um das ganze Drumherum als Fan und die vielen Freundschaften, die man schließt." Das möchten die Plieskes wahrlich nicht missen. Und so wird man sie auch weiterhin regelmäßig im Angler-Gasthof treffen - ganz hinten rechts, am Kieler Handball-Stammtisch.
William Harrison