06.11.2024, 12:31
Gislason-Wirbel ausblenden, Schweiz schlagen
Nach dem Wirbel um Bundestrainer Alfred Gislason rückt für das DHB-Team das Sportliche in den Fokus: Beim Start in die EM-Qualifikation zählen für die Silber-Helden von Paris nur zwei Siege.
Rückraum-Kante Sebastian Heymann hat seine Silbermedaille "bis jetzt noch im Nachttischchen", Senkrechtstarter Renars Uscins bewahrt seinen kleinen Schatz in der Vitrine auf. "Das sind schöne Erinnerungen", sagt Uscins - und wischt die Vergangenheit dann ganz schnell vom Tisch: Im Hier und Jetzt wollen Deutschlands Handballer gegen die Schweiz einen perfekten Start in die EM-Qualifikation hinlegen. Trotz der vielen Verletzten. Und ungeachtet des Wirbels um die Zukunft von Bundestrainer Alfred Gislason.
"Wir wollen uns auf nichts ausruhen, was wir erreicht haben", betont Uscins. Im Gegenteil. 86 Tage nach dem Silber-Coup von Frankreich wolle man am Donnerstag (18.30 Uhr/sportschau.de) in Mannheim "natürlich diese Olympia-Euphorie bestätigen und schönen Handball zeigen, um zusammen mit den Fans in voller Halle ein schönes Handballfest zu feiern". Drei Tage später in Ankara gegen Außenseiter Türkei (15.10 Uhr/ARD) peilt das DHB-Team dann schon den zweiten Schritt Richtung EM-Endrunde 2026 an.
Doch eins nach dem anderen, schon die Aufgabe gegen die Schweiz hat es in sich. Zumal mit Juri Knorr (Daumenbruch), Julian Köster (Innenbandriss) und Philipp Weber (Oberschenkelverletzung) wichtige Stützen nicht zur Verfügung stehen.
"Es ist schade, dass Stammkräfte nicht dabei sind, aber dann müssen andere in die Bresche springen", gibt sich Gislason pragmatisch. Sein Team müsse sich "zusammenreißen", schließlich startet mit der Partie gegen die Eidgenossen und deren Nationalcoach Andy Schmid nicht bloß die EM-Qualifikation. Auch der Countdown auf die bevorstehende Weltmeisterschaft, bei der es in der Vorrunde im Januar im dänischen Herning erneut gegen die Schweiz geht, wird am Donnerstag eingeläutet.
Begleitet werden die letzten Länderspiele des Jahres vom Getöse um Gislason, der mit Aussagen zu seiner Zukunft beim DHB für Schlagzeilen sorgte. Nach der Ankündigung im handball-world-Interview, nach der Heim-WM 2027 "mit ziemlicher Sicherheit" als Bundestrainer aufzuhören, überraschte der Isländer am Dienstag mit der Rolle rückwärts. "Wenn der DHB auf mich zukommt, würde ich auf jeden Fall sehr, sehr gut überlegen", meinte er in einer Medienrunde. Seine Zukunft sei nach Vertragsende "völlig offen".
Vollkommen klar ist dagegen die Tatsache, dass die Verantwortung in den anstehenden Spielen aufgrund der angespannten Personalsituation noch mehr bei Akteuren wie Uscins und Heymann liegt. Der 22-jährige Uscins ist wie schon bei den Sommerspielen als Torjäger gefragt, auf den 26 Jahre alten Rückraumlinken Heymann kommt wohl auch in der Defensive Schwerstarbeit zu. "Ich nehme mich selbst in die Pflicht, der Mannschaft zu helfen, da Julian Köster als absolute Stütze ausgefallen ist", sagt er.
Beim letzten Aufeinandertreffen mit der Schweiz hatte es ein denkwürdiges Spiel gegeben. Zum Auftakt der Heim-EM gewann Deutschland zu Beginn des Jahres vor der Weltrekordkulisse von 53.586 Zuschauern im umgebauten Düsseldorfer Fußballstadion mit 27:14. "Das sagt überhaupt gar nichts", stellt Gislason klar.
Einen letzten Tusch wird es am Donnerstag unterdessen für Kai Häfner geben. Der Linkshänder, der seine DHB-Karriere nach dem verlorenen Olympia-Finale (26:39 gegen Dänemark) beendet hatte, wird im Rahmenprogramm des Schweiz-Spiels offiziell aus dem Nationalteam verabschiedet.
SID, red