04.05.2024, 16:00
"Spirale der letzten Zeit können wir nicht komplett lösen"
Für HBW Balingen-Weilstetten wird nach einer schmerzhaften Heimniederlage der Abstieg aus der Handball Bundesliga immer wahrscheinlicher. Der Tabellenletzte verlor am Freitagabend gegen den ThSV Eisenach mit 21:34 und kann damit den Gang in die Zweitklassigkeit in den ausstehenden vier Saisonspielen wohl kaum noch verhindern.
Nach der Trennung von Trainer Jens Bürkle erlebte bei Balingen-Weilstetten dessen bisheriger Assistent Tobias Hotz seine Bundesliga-Premiere als Chefcoach. Allerdings konnte auch er die völlig verunsicherte Mannschaft nicht in die Erfolgsspur bringen.
Vielmehr erlebte der HBW gegen die nun sicher geretteten Thüringer gegen Mitaufsteiger ThSV Eisenach ein 21:34-Debakel, sodass am Ende der dritte Bundesliga-Abstieg nach 2017 und 2022 ein großes Stück näher gerückt ist - auch wenn dieser theoretisch noch abgewendet werden kann.
Stand jetzt gibt es in diesem Jahr nur einen sportlichen Absteiger, da der Ligaverband dem HSV Hamburg die Lizenz für die kommende Saison verweigert hat. Hamburg hat Einspruch gegen die Entscheidung des Ligaverbands eingelegt - sollte es aber bei der Lizenzverweigerung bleiben, würde vermutlich der vorletzte Platz für den Klassenverbleib ausreichen.
Dies führt dazu, dass Balingen noch eine theoretische Chance auf den Klassenverbleib hat. Den Tabellen-Vorletzten Bergischer HC kann der HBW noch einholen - sechs Punkte sind es bei noch vier ausstehenden Begegnungen auf den BHC. In Stuttgart, Magdeburg und Lemgo stehen allerdings zunächst drei Auswärtsspiele an, zum Abschluss geht es für Balingen am letzten Spieltag gegen den HSV.
Zu den sechs benötigten Punkten kommt auch noch die Hypothek einer um 25 Treffer schlechteren Tordifferenz - und der BHC dürfte keine weiteren Punkte mehr sammeln. Die anderen Klubs sind außer Reichweite, Mitaufsteiger Eisenach hat nach dem gestrigen Sieg mit 22 Punkten die doppelte Ausbeute vorzuweisen und den Klassenverbleib so gut wie sicher - unabhängig vom Ausgang der Beschwerde des HSV gegen die Lizenz-Verweigerung.
Dass die Lizenz-Verweigerung für den HSV Hamburg die Tür zum Klassenverbleib in der Handball Bundesliga für Balingen noch einmal öffnete, schien die Gastgeber zunächst zu beflügeln. Mit einem Sieg gegen Eisenach wäre der Abstand auf den Bergischen HC auf vier Punkte verringert worden. Auch für Eisenach änderte sich die Ausgangslage durch die am Nachmittag vermeldete Entscheidung der Handball Bundesliga.
"Wenn ich die erste Halbzeit so ein bisschen analysiere, dann stehen sich zwei nervöse Mannschaften gegenüber", meinte ThSV-Trainer Misha Kaufmann, der mit seinem Team ebenfalls Punkte für den Klassenverbleib einfahren wollte. "Bis zur 20. Minute war es eine Partie auf Augenhöhe", pflichtete Balingens Interimstrainer Tobias Hotz ihm bei.
Zunächst legte Balingen vor, die erste Führung der Gäste wurde beim 4:4 noch einmal ausgeglichen - dann aber folgte die erste gut zehnminütige Durststrecke. Nach dem 4:8 gelangen drei Tore in drei Minuten, doch nach dem 7:9 riss der Faden erneut und nach einer zweiten mehrminütigen Dürrephase ging es über ein 7:13 zum 8:14-Pausenstand.
"Mit der steigenden Zahl unserer Fehlwürfe, insgesamt 25, davon nur 7 bis 8 aus dem Rückraum, nahm das Spiel seinen Lauf", räumte Tobias Hotz ein. Die Verunsicherung blieb auch im zweiten Abschnitt ein steter Begleiter - vergebene Chance, ein Wurf neben das verwaiste Tor des Gegners oder ein mit einem Pass ins Seitenaus endender Konter waren deutliche Indizien.
Nach dem 10:22 ging es für Balingen nur noch um Schadensbegrenzung - und die gelang. Mit dem 21:34 waren die Gallier am Ende dabei noch gut bedient und hatten dies unter anderem dem gelungenen Erstligadebüt von Torhüter Teo Mestrovic zu verdanken. Der 24-Jährige vertrat den erkrankten Mario Ruminsky und brachte es in siebzehn Minuten Spielzeit auf sechs Paraden. Die 2.350 Zuschauer applaudierten bei diesen sowie gelungenen Aktionen in der Offensive, Pfiffe gab es trotz der ernüchternden Leistung für die bemühte aber insgesamt chancenlose Mannschaft nicht.
"Nach der nicht so guten Leistung bei der Heimniederlage gegen den TBV Lemgo Lippe haben sich alle voll auf die Partie in Balingen fokussiert. Von der ersten Minute war zu spüren, wer hier siegen wollte", konstatierte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte nach dem höchsten Auswärtssieg des ThSV in der 1. Bundesliga. "Wir waren emotional länger da, doch die Spirale der letzten Zeit können wir nicht komplett lösen. Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen", so HBW-Interimscoach Tobias Hotz in seinem Fazit auf der Pressekonferenz.
cie mit Material dpa, Thomas Levknecht und Heinrich Müller