08.05.2024, 12:23
Die deutsche Nationalspielerin im Interview
Die deutsche Nationalspielerin Xenia Smits steht mit der SG BBM Bietigheim im Final Four der Champions League. Es ist das erste Mal, dass ein deutsches Team den Einzug in die Endrunde perfekt gemacht hat. Das sei "einfach wunderschön", wie die Rückraumspielerin im Interview mit handball-world erklärt.
Hallo Frau Smits, Ihr steht als erstes deutsches Team im Final Four der Champions League. Haben Sie das schon realisieren können?
Xenia Smits:
Nein, noch nicht. Das kann man so ein bisschen vergleichen mit der gelungenen Olympia-Quali. Man hat so lange auf diesen Erfolg hingefiebert und darauf hingearbeitet, damit es funktioniert. Und dann ist es da und es ist so unrealistisch, dass man es wirklich geschafft hat. Es ist einfach wunderschön. Wenn ich jetzt noch an Sonntag zurückdenke, ist die Freude immer noch riesig.
In der Vorrunde habt Ihr beide Duelle gegen Odense verloren, besonders in Dänemark gab es eine klare Niederlage. Was habt Ihr verändert?
Smits:
Ich glaube, dass wir sehr befreit aufgespielt haben. Wir hatten für uns selber zwar eine Drucksituation, denn wir spielen die Spiele, um sie zu gewinnen, aber es hat keiner von uns erwartet. Wir haben uns aber vor allem vorgenommen, nicht nochmal so eine Klatsche gegen Odense zu bekommen.
Deswegen wollten wir in den 120 Minuten alles in die Waagschale zu werfen, um die beiden Partien zu gewinnen. Wir haben dort in der ersten Woche richtig gut vorgelegt und taktisch den Matchplan sehr gut eingehalten. Das haben wir am Sonntag zwar nicht nochmal mit einem Sieg wiederholt, aber mit einer Leistung, die vollkommen ausgereicht hat, um über 120 Minuten das Duell zu gewinnen.
Dabei lief es ja in den ersten Minuten nicht so gut und Jakob Vestergaard hat nach sechs Minuten die erste Auszeit genommen, weil Odense schnell mit 4:1 geführt hat. Wie wichtig war es, dass er Euch dort nochmal beruhigt hat?
Smits:
Das waren Szenen, die wir vorher schon besprochen hatten. Wir waren also mental darauf vorbereitet, was passieren kann. Jetzt im Nachhinein sage ich, dass Jakob die Auszeit genau richtig genommen hat. Im Spiel habe ich mich gefragt warum. Das habe ich ihn auch gefragt, weil die Auszeit hätte in meinen Augen später auch noch wichtig sein können. Aber im Nachhinein war es vollkommen richtig, denn wir konnten uns nochmal neusammeln.
Man hat dann auch deutlich gemerkt, dass wir uns gefangen haben und mit der Härte im Spiel besser zurechtkamen. Es waren also schwierige Anfangsminuten, aber ich hatte nie das Gefühl, dass es irgendjemanden komplett aus dem Konzept gebracht hat und ab Minute fünf schon aufgegeben hat. Viel mehr hat es das ganze Spiel über sehr vertrauensvoll und zuverlässig gewirkt.
Wann hatten Sie das Gefühl, dass der Einzug ins Final Four Ihnen nicht mehr zu nehmen ist?
Smits:
Wie ich eben schon gesagt habe, hatte ich im Spiel nie das Gefühl, dass es nicht reichen wird. Wir waren da und hätten das Spiel sogar eventuell gewinnen können, was im Nachhinein aber auch überhaupt nicht wichtig gewesen wäre.
Ich hatte einfach dieses Gefühl, dazustehen, sich an zu gucken und einfach sicher zu sein, dass alle auf den Punkt da sind, wenn es drauf ankommt, und auch bereit sind, noch eine Schippe draufzupacken, um dagegenzuhalten. Das war schon ein ganz besonders Gefühl in diesem Spiel.
Wenn wir auf Euren nächsten Gegner schauen, ist es mit Metz ausgerechnet ihr Ex-Team, mit dem Sie 2019 schonmal im Final Four waren. Freuen Sie sich auf das Los oder hätten Sie sich lieber einen anderen Gegner gewünscht?
Smits:
Ich bin da immer sehr entspannt und nehme es, wie es kommt. Es sind jetzt drei Top-Gegner und insgesamt vier Top-Mannschaften im Final Four. Ich freue mich einfach riesig auf das Wochenende und ich glaube, dass wenn wir wieder so top vorbereitet sind wie zuletzt und auch hellwach, dann ist dort einiges möglich.
Wir haben in den letzten Jahren immer mal wieder gegen Metz gespielt und sind dementsprechend bereit für alles, was dort kommt. Wir werden Vollgas geben und bis zum Abpfiff kämpfen.
Hatten Sie schon Kontakt zu Alina Grijseels oder einer Ihrer ehemaligen Teamkolleginnen?
Smits:
(lacht) Nein, noch nicht. Aber ich muss auch sagen, dass es bis jetzt ein voller Tag mit Training und Auslosung war. Da hatte ich noch keine Zeit zu überlegen, wer mir noch eine Nachricht schicken könnte. Ich glaube, dass sich alle, die es betrifft, mega auf das Spiel freuen. Es heißt ja auch, dass auf jeden Fall eine deutsche Spielerin im Finale steht. Das ist eine coole Sache.
Sie haben es gerade angesprochen, denn entweder steht eine oder gar drei Nationalspielerinnen im Endspiel. Wie wichtig ist dieser Erfolg für den deutschen Frauenhandball?
Smits:
Ich sehe, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht, auch wenn dort noch einiges möglich ist. Das gilt jetzt nicht nur für die Champions League, sondern auch in der European League gab es Erfolge wie den vom Thüringer HC im letzten Jahr. Ich glaube aber, dass vor der Saison niemand gesagt hätte, dass wir jetzt im Final Four stehen. Das zeigt aber auch die Entwicklung vom deutschen Frauenhandball sowie die Entwicklung von Bietigheim.
Jedes Jahr wurde noch eine Schippe draufgelegt. Erst hat es gereicht mitzuspielen, dann wir haben die European League gewonnen, was etwas ganz besonders war, und dann wollten wir auch in der Champions League mitspielen. Letztes Jahr war die Hinrunde super, aber wir haben die Rückrunde auf gut deutsch verkackt.
Das sah dieses Jahr eine Zeitlang wieder so aus, aber hinten raus ist es vollkommen egal, wie die Rückrunde war, denn wir stehen im Final Four, weil wir an unsere Qualitäten geglaubt haben. Das ist also die Belohnung der harten Arbeit für uns Spielerin, den Verein und den deutschen Frauenhandball.
Und vielleicht könnten Sie am 2. Juni sogar den Titel in die Höhe strecken.
Smits:
Da wäre ich dabei. (lacht) Aber noch kurz auf die Frage, ob eine oder drei Nationalspieler im Finale sind: Aller guten Dinge sind drei oder?! (lacht)
Sebastian Mühlenhof