10.04.2024, 13:04
Mehr Spiele bis zum Meistertitel als in Deutschland
Die Gerüchteküche in Deutschland brodelt. Spielmacher Juri Knorr soll vor einem Abschied von den Rhein-Neckar Löwen und vor einem Wechsel zum dänischen Topklub Aalborg stehen. Ein Blick auf den Liga-Modus in Dänemark:
Aalborg Håndbold spielt in dieser Saison in vier Wettbewerben: Der heimischen Meisterschaft, in Pokal und Supercup sowie der EHF Champions League. Überall will der Verein aus Nordjütland möglichst lange um den Titel mitspielen.
Während der Supercup zwischen Meister und Pokalsieger zum Beginn der Saison in einer Partie ausgespielt wird, ist der Pokalsieger nach insgesamt vier Runden beginnend mit dem Achtelfinale ermittelt.
In der europäischen Königsklasse folgt auf die Gruppenphase mit 14 Spielen dann die K.O.-Runde. In diesem Jahr konnte Dänemarks Ligaprimus direkt ins Viertelfinale einziehen, spart damit zwei Partien und könnte so nach Spiel 16 den Sprung zum Final4 nach Köln geschafft haben.
Komplizierter wird die heimische Meisterschaft, denn die wird nicht wie in der Bundesliga nach einer einfachen Runde mit Hin- und Rückspiel nach Punkten entschieden.
"Wenn die Dänen zum ersten Mal in die Liga kommen, dann müssen sie erstmal lernen, dass sie kein Spiel verlieren dürfen. Das ist nicht auf ihrer Agenda. Das müssen sie erstmal verstehen, dass man in Stuttgart nicht mit 80 Prozent spielen darf. Das braucht vermutlich ein bisschen Zeit", hatte Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar zum Saisonbeginn den größten Unterschied erklärt.
Denn in Dänemark absolviert das aus 14 Mannschaften bestehende Oberhaus zunächst eine normale Doppelrunde mit 26 Spieltagen. Die besten acht Teams schaffen den Sprung in die Meisterrunde, wo in zwei Gruppen dann an sechs weiteren Spieltagen die Halbfinalteilnehmer ermittelt werden.
Die Play-offs werden im Modus Best-of-Three ausgespielt - allerdings mit der Besonderheit, dass man "drei Punkte" erreichen muss. Ein Sieg und ein Remis in den ersten beiden Duellen reicht also zum Sieg der Serie. Dennoch, um am Ende den Meistertitel zu erringen, muss man 36 bis 38 Pflichtspiele absolvieren, also mindestens zwei mehr als in "der stärksten Liga der Welt".
Die dänische Liga hat aber einen weiteren Pluspunkt, das sind die Auswärtsfahrten. Aalborg ist dabei in Nordjütland in Randlage, dennoch sind die Auswärtsfahrten nach Kopenhagen oder an die deutsche Grenze zu SönderkyskE mit gerade einmal 300 Kilometern als Tagesfahrt erreichbar. Von Mannheim nach Flensburg oder Berlin ist es mehr als doppelt so weit.
Mathias Gidsel spielte in Dänemark und hatte bei seinem Wechsel in der Bock auf Handball erklärt, dass ein Grund für seinen Wechsel nach Berlin auch die Anonymität der Großstadt gewesen sei, wo er nun größtenteils unerkannt bleibe. Bei bild.de nennt er Aalborg eine "gute Wahl" und fügt an: "Trotzdem wird es für Juri in Dänemark nicht unbedingt einfacher. Denn in Dänemark ist Handball die Sportart Nr. 1 und der Druck ist da nicht weniger."
chs