09.04.2024, 13:09
Rekordnationalspielerin optimistisch
Nach über 16 Jahren Pause haben Deutschlands Handball-Frauen wieder die Chance das Ticket zu den Olympischen Spielen von Paris zu lösen. Mit Slowenien und Montenegro warten die schwierigen Aufgaben gleich zum Beginn, doch auch das abschließende Duell mit Paraguay könnte seine Tücken haben.
"Wir haben sehr gute Chancen, das Olympia-Ticket zu lösen. Es ist aber auch eine Frage des Kopfes. Wenn man auf dem Papier besser ist, macht es die Aufgabe umso schwerer", warnte Deutschlands frühere Weltklasse-Handballerin Grit Jurack im SID-Gespräch. Anders als bei manch anderen wegweisenden Partien in der Vergangenheit dürfe keine Blockade im Kopf entstehen: "Ich wünsche dem Team, dass es frei spielen kann", sagte Jurack.
Deutschlands Rekordnationalspielerin, mit über 300 Länderspielen und mehr als 1500 Toren, war im März 2008 in Leipzig dabei, als die DHB-Frauen zuletzt ein Olympiaticket lösten. Damals wurde der heute noch gültige Qualifikationsmodus erstmalig durchgeführt. Die damals von Armin Emrich trainierte deutsche Frauenhandball-Nationalmannschaft erkämpfte sich Siege über Schweden (27:26) und Kroatien (22:16).
Somit war man schon vor dem abschließenden Duell mit Außenseiter Kuba (37:21) qualifiziert. Nachdem am Samstag allerdings schon der Gewinn des Tickets bejubelt werden konnte, verletzte sich im abschließenden Spiel damals Rechtsaußen Ulrike Mertesacker (damals Stange) schwer und verpasste anschließend die Spiele von Peking. Dort reichte es nach einem enttäuschenden Turnier nur zu Platz 11.
Die Teilnahmen in China sowie in Atlanta 1996 sieht Jurack als Highlights ihrer Nationalmannschaftskarriere, sie ordnet die olympischen Erlebnisse sogar "viel, viel höher" als ihre beiden WM-Bronzemedaillen von 2007 und 1997 ein. Olympia sei "einfach unbeschreiblich", sagte die heute 46-Jährige: "Da kriege ich jetzt noch Gänsehaut."
Tatsächlich sind Olympische Sommerspiele das Nonplusultra für diesen Sport. Vor allem für das Prestige und das Ansehen des Frauenhandballs in Deutschland. Eine Doppel-Teilnahme mit den bereits qualifizierten Männern von Bundestrainer Alfred Gislason wie zuletzt vor 16 Jahren hätte eine Sogwirkung und würde spätestens im Sommer viel Aufmerksamkeit auf das Gaugisch-Team lenken. Scheitert die favorisierte deutsche Mannschaft allerdings, läge dies wie ein Schatten auf der Spielerinnen-Generation um Bölk, der ein Ausnahmeergebnis bislang fehlt.
Ob die verletzte Spielmacherin Alina Grijseels zum Einsatz kommen kann, entscheidet sich kurzfristig. Wie es auch kommt: Jurack ist zuversichtlich. Die frühere Rückraumspielerin sieht im deutschen Team immens viel Potenzial, allerdings müsse sich der "Knoten lösen", sagte die 306-malige Nationalspielerin. "Das Problem ist seit Jahren, dass wir in Deutschland immer sagen, jetzt sind wir dran - und dann hat es knapp nicht gereicht."
chs, SID