03.03.2024, 14:19
Aktion des THW Kiel
Am Todestag von Sebastian Faißt blicken wir auf ein Projekt des THW Kiel, bei dem es um lebensrettende Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand im Sportbetrieb geht. Auf den Tag vor 15 Jahren hatte der deutsche Mannschaftsarzt Kurt Steuer gut eine Stunde versucht das Leben des auf dem Spielfeld zusammengesackten Kapitäns der DHB-Junioren zu retten - in diesem Fall leider vergeblich. Aber schnelle Hilfe kann Leben retten.
Handballer stehen füreinander ein - und können im Notfall mit ein paar leicht zu erlernenden Maßnahmen Leben retten. Mit dem landesweiten Projekt "Handball Herz - einer für alle" bieten der Kieler Sportkardiologe Dr. Torsten Morschheuser und sein Team mit der Unterstützung des Handball-Rekordmeisters THW Kiel Vereinen in Schleswig-Holstein die Möglichkeit, lebensrettende Hilfe bei einem Herz-Kreis-lauf-Stillstand im Sportbetrieb kostenlos zu trainieren.
Wenn beim Training oder Spiel ein Teamkollege oder ein Zuschauer einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, ist Hilfe lebensnotwendig. Doch oft wird dann zu spät oder gar nicht reagiert. Aus Überforderung oder der Angst, etwas falsch zu machen. "Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand kann man als Ersthelfer nicht verlieren, nur gewinnen", sagt Dr. Torsten Morschheuser.
Der Kieler Sport-Kardiologe betont: "Man kann fast nichts falsch, aber vieles richtig machen. Das einzige, was man bei solch einem gravierenden Notfall falsch machen kann, ist nicht zu helfen."
Um den Sportlern im Land die Scheu vor der Hilfe zu nehmen, hat Dr. Morschheuser mit seinem Team das ehrenamtliche Projekt "Handball Herz - alle für einen" ins Leben gerufen. "Herz-Notfälle bei Sportveranstaltungen oder während des Trainings stehen nicht erst seit dem Fall des dänischen Fußballspielers Christian Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft im Fokus", sagt Dr. Torsten Morschheuser.
Im Handball ist der Fall Sebastian Faißt präsent. Auf den Tag vor 15 Jahren sackte der Kapitän der DHB-Junioren bei einem Test der DHB-Junioren im Zurücklaufen zusammen. Mannschaftsarzt Kurt Steuer begann mit Reanimationsversuchen. Fast eine Stunde lang. Doch jede Hilfe kam zu spät. Noch in der Halle verstirbt er. Im Alter von 20 Jahren. An Herzversagen, wie sich später herausstellt.
» Zum 15. Todestag: Gedenken an Sebastian Faißt
In diesem Fall war die sofortige Hilfe nicht erfolgreich, in vielen Fällen kann sie aber Leben retten. Neben der Vorsorge, für die sich Dr. Kurt Steuer in der Folge in der Spitze sowie in der Breite eingesetzt hat - in Form kardiologischer Vorsorge und entsprechender Tests sowie der Abklärung von Vorerkrankungen sowie erblichen oder anderen Risikofaktoren.
Dr. Torsten Morschheuser betont die Dringlichkeit, im Ernstfall unverzüglich zu handeln, hin. "Auch im Profi-Handball wurden bereits umfangreiche Vorsorgeuntersuchungen zur Vermeidung von kardialen Notfällen festgelegt. Aber Schulungen von Sportlern und Betreuern, was im Fall der Fälle zu tun ist, sind die Ausnahme, leider nicht die Regel."
Das wolle man mit der Unterstützung des THW Kiel jetzt ändern, erklärt der Sport-Mediziner. Morschheuser arbeitet dabei auch eng mit dem leitenden Arzt der deutschen Handball-Nationalmannschaft und Mitglied des medizinischen Teams beim THW Kiel, Dr. Philip Lübke, zusammen.
Dr. Torsten Morschheuser erläutert: "Wir schulen kostenlos Sportler und Betreuer in Vereinen, wie man Menschen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wiederbelebt. Unser Ziel ist es, dass jeder in jedem Handballclub in Schleswig-Holstein weiß, wie man im Fall der Fälle helfen kann."
Denn Studien zeigten, dass in 85 Prozent der Fälle, bei denen schnell und gegebenenfalls mit Unterstützung eines automatisierten externen Defibrillators (AED) geholfen wurde, der Patient den Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt habe. Dr. Torsten Morschheuser betont: "Im Optimal-Fall können wir die Vereine nach der Schulung auch unterstützen, solch einen lebensrettenden AED in der Trainings- oder Spielhalle zu installieren."
Das Projekt "Handball Herz - alle für einen" richtet sich zunächst an Clubs in Schleswig-Holstein. Die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Daniel Günther übernommen, der selbst an der Schulung der Profimannschaft des THW Kiel in Herz-Lungen-Wiederbelebung erfolgreich teilgenommen hat. Wer seinen Handballverein kostenlos fit in Sachen Wiederbelebungsmaßnahmen (Basic Life Support) machen möchte, kann sich per E-Mail an praxis@sportmed-kiel.de wenden.
Wenn ein Mensch zusammenbricht, auf Ansprache nicht mehr reagiert, blass wird und nicht mehr atmet, dann ist schnelle Hilfe nötig. Führen Sie in solch einem Fall die folgenden Schritte durch, um unverzüglich zu helfen und so Leben zu retten!
- den Notruf 112 wählen und professionelle Hilfe anfordern
- sofort am Ort des Geschehens mit der Wiederbelebung beginnen
- 100 bis 120 Mal pro Minute den Brustkorb drücken
- Lebensrettung ist Hochleistungssport: Spätestens alle zwei Minuten abwechseln!
- Beatmung ist nicht lebensnotwendig. Stattdessen: Drücken, drücken, drücken!
- Wenn vorhanden, AED nutzen! Das Gerät leitet einen per Sprachanweisungen durch alle notwendigen Schritte
Zebra Magazin, THW Kiel, red