24.02.2024, 12:45
Ein 27-jähriger Brasilianer und ein bekannter Name
Unter der Woche gab die HSG Konstanz den Abschied von Jörg Lützelberger bekannt, der seinen Vertrag nicht verlängern wird. Nun hat der Handball-Drittligist, der derzeit um den Aufstieg in die 2. Bundesliga kämpft, den Nachfolger vorgestellt. Er kommt mit Vitor Baricelli aus dem eigenen Verein und bekommt namhafte Unterstützung durch Daniel Eblen.
Nach dem Rückzug von Jörg Lützelberger steht das neue Trainerteam der HSG Konstanz ab der Saison 2024/25 steht: Neuer Head Coach wird EHF-Mastercoach Vitor Baricelli, der aktuell Co-Trainer von Jörg Lützelberger und Cheftrainer der U21 ist. Der 27 Jahre alte Brasilianer erhält einen ligaunabhängig gültigen Zweijahresvertrag bis 30. Juni 2026. Ihm als Co-Trainer wird A-Lizenz-Inhaber Daniel Eblen zur Seite stehen, der bis 2021 achtzehn Jahre lang die Geschicke der ersten Mannschaft geleitet hatte.
Für André Melchert die optimale Besetzung, um die erfolgreiche Arbeit in den letzten drei Jahren von Jörg Lützelberger und zuvor achtzehn Jahren von Daniel Eblen erfolgreich fortzuführen. "Vitor ist ein absoluter Fachmann, der viel an seiner Aus- und Weiterbildung gearbeitet hat", erklärt der Geschäftsführer. „Er weiß, wie die HSG tickt und was für uns wichtig ist. Wir sehen, wie gut er bei uns arbeitet."
Im Verbund mit der Erfahrung von Daniel Eblen von inzwischen über zwei Jahrzehnten als Trainer der ersten Mannschaft beziehungsweise zuletzt als Unterstützung des Trainerteams aus dem Hintergrund für den Manager die richtigen Köpfe für die Trainerpositionen. Denn, so ergänzt er: "Wir bilden und bauen nicht nur selbst junge, talentierte Spieler aus und auf, sondern entwickeln ebenso Trainer und Führungskräfte selbst."
"Vitor lebt den Handball und arbeitet unglaublich akribisch", so Melchert weiter über den 27-jährigen Brasilianer, der neben der gerade ausgeschlossenen Ausbildung zum EHF-Mastercoach, der höchsten Trainerstufe in Europa, in den letzten drei Jahren Erfahrungen bei der HSG Konstanz sammelte und nun gemeinsam mit Daniel Eblen die Verantwortung übernehmen wird. "Ich traue ihm diesen Schritt absolut zu. Von Dani wissen wir ohnehin, dass er ein Fachmann darin ist, junge Spieler zu entwickeln. Vitor und Dani haben bereits zudem gut zusammengearbeitet."
Das große Vertrauen der Vereinsführung und die positiven Reaktionen bei der Verkündung der neuen Besetzung des Trainerpostens vor der Mannschaft bedeuten dem erst 27-jährigen Vitor Baricelli viel.
Mit 17 Jahren fokussierte sich der voll auf den Job des Trainers, wirkte als Team- und Videoanalyst für die brasilianische Handball-Nationalmannschaft, mit der er 2019 bei der Weltmeisterschaft mit Rang neun das beste Ergebnis der Südamerikaner in ihrer Geschichte feiern konnte und schloss ein Studium der Sportwissenschaften an der renommierten Universität São Paolo ab.
In dessen Rahmen verbrachte Baricelli ein Jahr als Teil eines Austauschprogramms an der Deutschen Sporthochschule in Köln, erwarb dort die B-Lizenz und mit 23 Jahren an der spanischen Trainerakademie die A-Lizenz. Geschichte schrieb der 1,76-Meter-Mann darüber hinaus als jüngster Chefcoach in der ersten brasilianischen Liga bei Carajás Handebol und dem Einzug mit seiner Mannschaft in das Final Four der brasilianischen Meisterschaft.
Auf sein Alter gibt der erst 27-jährige Brasilianer dabei wenig. Schließlich habe jeder einmal einen Anfang, stehe jeder einmal in der Situation, in der jemand an ihn geglaubt und ihm eine Chance gegeben habe. "Sie zu nutzen, liegt nun an mir", lächelt er. "Das Alter sagt jedoch gar nichts. Vitor ist viel weiter, als ich mit 27 Jahren war", erklärte auch Jörg Lützelberger, der im Sommer das Zepter an ihn weiterreichen wird.
"Er hat bereits unglaublich viel für den Job des Trainers gearbeitet und geleistet und hat sich diese Chance verdient. Er ist maximal bereit für diese Aufgabe. Ich habe noch nie so einen Co-Trainer gehabt", erklärte Jörg Lützelberger. Der aktuelle Trainer der HSG Konstanz fügt mit Blick auf seinen künftigen Nachfolger an: "Vitor ist ein Head Coach - und ein unglaublich intelligenter Typ. Der Verein und das Umfeld können sich freuen. Das wird gut."
Für Baricelli geht damit Vieles im Leben sehr schnell. Die nächste Stufe mit dem Amt des Cheftrainers nimmt er dabei als besondere, wichtige wahr . wenngleich dabei zwei Herzen in seiner Brust schlagen. "Es ist ein Mix aus Traurigkeit darüber, dass Jörg uns verlässt. Die Arbeit mit ihm macht jeden Tag viel Spaß und ich konnte viel von ihm lernen. Es war ein großes Glück für mich, ihn kennengelernt zu haben."
Auf der anderen Seite sei er sehr dankbar über die Chance und das in ihn gesetzte große Vertrauen. "Über das Angebot habe ich mich sehr gefreut. Ich fühle mich nach elf Jahren Arbeit als Trainer bereit dafür." Dass er dabei auf den großen Erfahrungsschatz von Daniel Eblen zählen kann, ist ihm wichtig. "Dani weiß extrem viel über Handball und hat 18 Jahre mit der HSG auf höchstem Niveau in der 2. und 3. Liga gearbeitet. Er steht hinter mir und weiß, wie man mit jungen Menschen arbeitet."
Der Fokus liegt bis Sommer aber in den aktuellen Aufgaben, gemeinsam mit Jörg Lützelberger will Vitor Baricelli den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen. "Dafür werde ich alles tun und mein Bestes geben. Danach möchte ich das, was Dani und Jörg aufgebaut haben, weiterentwickeln und die HSG weiter nach vorne bringen." Übrigens: Bereits jetzt prangt die Konstanzer Stadt-Silhouette groß tätowiert auf seinem linken Bizeps.
Weg war Daniel Eblen bei der HSG Konstanz nicht. Für den künftigen Co-Trainer bedeutet die neue Aufgabe nach drei Jahren des Wirkens aus dem Hintergrund die Rückkehr auf die größere Bühne. "Ich bin glücklich", verrät er, "dass wir mit Vitor die beste Wahl getroffen haben."
"Ich möchte gerne meinen Teil dazu beitragen und freue mich darauf, wieder aktiver mitzuwirken, wieder näher an Vitor und den Jungs dran zu sein", so Daniel Eblen. Dabei tun sich erstaunliche Parallelen auf. Mit 28 Jahren hatte Daniel Eblen Anfang 2004 das Amt des Cheftrainers bei der HSG in der 2. Bundesliga übernommen, nachdem er zuvor unter Adolf Frombach als Co-Trainer viel gelernt hatte. Bis 2021 führte er die Geschicke der ersten Mannschaft.
"Ich weiß somit", so Daniel Eblen, "wie es als junger Trainer auf diesem Niveau und wie wichtig es ist, wenn man jemandem vertrauen kann und dieser mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Das ist meine Aufgabe. Ich sehe mich tatsächlich selbst ein wenig in Vitor." Der habe sich eine hervorragende Ausbildung auf internationalem Niveau erarbeitet. "Deshalb", schließt Ebleb, "bin ich überzeugt, ist Vitor der richtige Mann."
Andreas Joas, HSG, red