01.01.2024, 14:42
Plötzlich einstellig
Mit 0:8 Punkten startete die HSG Wetzlar in die Saison der Handball Bundesliga, lag lange Zeit auf einem der beiden Abstiegsplätze. Doch zum Jahreswechsel liegt das Team von Frank Carstens nun auf einem einstelligen Tabellenplatz. Ein Blick auf die Höhen und Tiefen der bisherigen Spielzeit der Grün-Weißen.
Es war in der vergangenen Saison eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen. Erst die Trennung von Ben Matschke, dann auch von Interimscoach Hrvoje Horvat nachdem der Kroate sich für die neue Saison mit den Kadetten Schaffhausen einig geworden war. Mit dem Interimsgespann Jasmin Camdzic und Filip Mirkulovski brachte man die Saison zu Ende und rettete sich als Sechzehnter gerade noch über dem Strich.
Neuer Chefcoach seit Sommer ist nun Frank Carstens, dessen Ära bei GWD Minden nach acht Jahren endete. "Mit Frank bekommt die HSG Wetzlar einen ausgewiesenen Handballfachmann an Bord, der über jede Menge Qualität und Erstliga-Erfahrung verfügt. Wir sind uns sicher, dass er unserem Team die richtigen Leitlinien geben und die notwendigen Inhalte vermitteln wird, die es braucht, um sportlich wieder erfolgreicher zu sein", so Geschäftsführer Björn Seipp bei der Vorstellung im Juni.
Gleich zum Saisonauftakt musste die HSG Wetzlar dann allerdings zwei deutliche Niederlagen hinnehmen. Mit einem 15:31 in eigener Halle gegen den SC Magdeburg und dem 22:33 beim THW Kiel lagen die Mittelhessen gleich zum Start der Saison am Tabellenende.
"Man braucht Punkte und für uns ist jetzt wichtig, dass wir den Kopf nicht verlieren, uns nicht von diesen Niederlagen umwerfen lassen, sondern unbeirrt unseren Weg weitergehen. Das ist entscheidend, damit wir dann auch gegen die Gegner, die jetzt kommen, mental gerüstet sind und auch richtig dagegenhalten können", so Frank Carstens damals.
Doch es folgten zunächst weitere Niederlagen gegen Lemgo und in Leipzig. Erst am fünften Spieltag sollte nach zuvor 0:8 Punkten im Heimspiel gegen Frisch Auf Göppingen der erste Saisonsieg gelingen. Und der 32:31-Sieg in der 3. Runde des DHB-Pokals beim THW Kiel zeigte, zu was die Wetzlarer in der Lage sind.
Zumal man auch in der Liga einen 33:30-Auswärtserfolg bei der TSV Hannover-Burgdorf nachlegen sollte. Was allerdings zunächst noch blieb, das war die Schwierigkeit in eigener Halle, sowohl der Bergische HC (28:32) wie auch der HC Erlangen (26:31) und auch der TVB Stuttgart (31:31) sollten etwas Zählbares aus der Buderus-Arena mitnehmen.
"Der Spaß ist zurück", erklärte Frank Carstens Anfangg in einer Zwischenbilanz trotz 7:15 Punkten. "Im letzten Jahr konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, das war für alle frustrierend. Jetzt kommen alle mit Freude zum Training in die Halle. Aber auch mir macht die gemeinsame Arbeit mit dem Team Spaß. Nun ja, im knallharten Bundesligaspiel minimiert sich der Spaß." Die HSG stand aber weiter auf einem Abstiegsplatz.
"Mit einem Sieg mehr ständen wir auf Platz 10", betonte Carstens allerdings. "Die Aufgabe in dieser Saison ist sehr anspruchsvoll. Wichtig für uns: die Leistung des Teams zu stabilisieren. Ergebnisse folgen der Leistung", zeigte sich der Coach optimistisch und betonte: "In heimischer Halle wirkt die Mannschaft verkrampft, auswärts tritt sie besser auf. Ich hoffe, das Heimspiel gegen den TVB Stuttgart war die Wende."
Mit einem 27:23-Sieg in Eisenach und einem 33:31-Heimerfolg über den VfL Gummersbach legte Wetzlar dann nach - fuhr 5:1-Punkte in Serie ein. Und auch wenn man gegen die Rhein-Neckar Löwen (21:26), die Füchse Berlin (30:36) und die SG Flensburg-Handewitt (26:33) keine Punkte holen konnte, waren die Fortschritte gegenüber dem Saisonstart deutlich zu erkennen.
Nun im Jahres-Endspurt der Handball Bundesliga setzte Wetzlar dann die Ausrufezeichen, feierte einen 28:27-Derbysieg gegen die MT Melsungen. "In der Regel kannst du ein Spiel mit Statistik erklären. Aber keinen so knappen Sieg wie gegen Melsungen. An dem Tag haben wir den Sieg mehr gewollt und uns mit hartem Kampf verdient", so Carstens.
Auch für die Hinrundenniederlagen gegen Leipzig und den Bergischen HC konnte man sich revanchieren. "Gerade bei den Spielen in der Crunch-Time sind wir körperlich da", freute sich Wetzlars Athletiktrainer Matthias Ott nach dem Triumph über den Bergischen HC in Düsseldorf. Es war der dritte Sieg in Folge.
Die EM-Pause kommt somit etwas zur Unzeit, im Februar haben die Mittelhessen aber die Chance ihren positiven Trend fortzusetzen: Mit Eisenach, Stuttgart, Balingen-Weilstetten und Erlangen folgen zunächst Gegner, die nun tabellarisch unter der HSG stehen. Denn diese hat sich mittlerweile auf den neunten Tabellenplatz geschoben - der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt allerdings nur vier Punkte.
Blickt man auf die Einsatzzeit, dann hat sich - abgesehen wie von verletzungsbedingten Ausfällen, eine klare Stammformation herausgebildet: Rechtsaußen Domen Novak stand in den bisherigen 19 Partien schon fast sechzehn Stunden auf dem Parkett (15 Stunden, 53 Minuten).
Auch Lenny Rubin (13:17 h), Emil Mellegard (13:04 h), Rasmus Meyer Ejlersen (13:01 h), Till Klimpke (12:18 h) und Stefan Cavor (11:08 h) haben die Marke von 10 Stunden Einsatzzeit geknackt. Vladimir Vranjes (8:24 h), der vier Partien verpasst hat, gehört ebenfalls zu den Schlüsselspielern im Team von Frank Carstens.
Ein weiteres Gerüst der HSG Wetzlar bildet die Rückraumreihe mit Hendrik Wagner, Magnus Fredriksen und Nemanja Zelenovic, die zumindest mehr als sieben Stunden sammelten. Der zweite Torhüter Anadin Suljakovic (4:37 h) führt das Feld der weiteren Spieler vor dem im November abgewanderten Filip Kuzmanovski (4:14 h) und Lukas Becher (4:00 h) an. Alle weiteren Spieler standen keine drei Stunden auf dem Parkett.
Novak (109/47) und Rubin (104) sind auch die Toptorjäger der Mittelhessen, die Linkshänder Cavor (48) und Zelenovic (41) fallen schon deutlich ab. Insgesamt 17 Spieler konnten im bisherigen Saisonverlauf schon Treffer erzielen.
Christian Stein