02.01.2024, 09:14
"Strukturreformen ermöglichen gezieltere Sichtungen"
Der Deutschland-Cup der Mädchen des Jahrgangs 2008 findet vom 4. bis 7. Januar 2024 in Hannover statt. Im Vorfeld sprach Recken-Geschäftsführer Sven-Sören Christophersen in seiner Funktion als Vizepräsident Leistungssport beim Handballverband Niedersachsen-Bremen mit dem HVNB-Pressedienst über das anstehende Turnier, die Strukturreform im eigenen Verband, aber auch auf der Bundesebene.
Du bist selbst die Talentförderung vom Verein über den Landesverband bis in den DHB durchlaufen. Wie wichtig sind Highlight-Events wie der Deutschland-Cup für die persönliche Entwicklung von Talenten aus deiner Sicht?
Sven-Sören Christophersen:
Mit einer Sportart wie Handball beginnt man in der Regel, um sich zu beweisen und im Wettkampf zu messen. Es macht einfach Spaß, sich in neuen Konstellationen außerhalb des Vereins zu treffen - nicht nur zu Trainingslagern, sondern auch zu Vergleichskämpfen. Ich habe das immer sehr genossen.
Im Leistungssport geht es darum, sich einem Ziel unterzuordnen, alles dafür zu geben und gemeinsam erfolgreich zu sein. Der Deutschland-Cup bietet Jugendlichen eine großartige Gelegenheit, sich auf einer größeren Bühne zu beweisen.
Die Mädchen des HVNB haben im vergangenen Jahr den 9. Platz erreicht und im Turnier nur gegen die späteren Siegerinnen aus Sachsen verloren. Was erwartest du vom HVNB-Team in diesem Jahr?
Sven-Sören Christophersen:
Das Wichtige ist, das Leistungspotenzial in entscheidenden Momenten abzurufen. Die Spielerinnen müssen unter den Augen der DHB-Scouts beweisen, dass sie ihre wöchentliche Leistung im Vereinstraining und den Spielen auch auf der großen Bühne zeigen können. Das ist unser erstes Ziel. Wenn uns das gelingt, werden wir mit dem Heimvorteil im Rücken hoffentlich einen Schritt nach vorne machen.
Worauf wird es ankommen, um beim Deutschland-Cup 2024 erfolgreich zu sein?
Sven-Sören Christophersen:
Als Team ist es wichtig, sich auf eine Vision einzulassen und mit Freude an die Sache heranzugehen. Spaß am Spiel ist entscheidend, ebenso wie der ehrgeizige Einsatz. Ein faires Miteinander und die Freude an der Sache sollten erhalten bleiben, denn im Kindes- und Jugendalter ist der Spaß die Haupttriebfeder für den Sport.
Wer sind aus deiner Sicht die Favoritinnen auf den Henning-Opitz-Pokal?
Sven-Sören Christophersen:
Der Handballverband Sachsen kommt als Vorjahressieger mit Rückenwind und wird sicherlich wieder um den Titel kämpfen. Aber auch Mecklenburg-Vorpommern hat ein starkes Team. Im letzten Jahr haben unsere nordostdeutschen Nachbarinnen einen guten dritten Platz belegt. Im November haben sie mit dem Sieg beim Select-Cup ihre Stärke unterstrichen.
Als Rekordsiegerinnen muss man auch Baden-Württemberg auf dem Radar haben. Die Vereine im ´Ländle´ leisten seit Jahren eine sehr gute Jugendarbeit und entwickeln viele starke Talente. Mit Außenseiterchancen sehe ich zudem den Handballverband Berlin und natürlich unsere Mädels. Wenn unser Team gut in das Turnier startet und mit den Fans im Rücken in den Flow kommt, ist vieles möglich.
Der Leistungssport wurde auf dem Verbandstag 2022 in ein eigenständiges Ressort des HVNB überführt. Welche strategischen Veränderungen wurden seither auf den Weg gebracht, um den Erfolg der Auswahlteams in der Zukunft sicherzustellen?
Sven-Sören Christophersen:
Die Strukturreform im HVNB und die Reduzierung der Regionen auf fünf ermöglichen gezieltere Sichtungen. Es ist wichtig, sich auf die vorhandenen Talente zu konzentrieren und zu akzeptieren, dass nicht alle Handballerinnen und Handballer das Potenzial für den Leistungssport mitbringen. Eine fokussierte Sichtung ermöglicht es, Zeit für individuelle Talente zu gewinnen und das Niveau der Auswahlteams insgesamt zu erhöhen.
Daneben ist die Qualität der Trainerinnen und Trainer in den Vereinen von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von Talenten, denn dort verbringen die Mädchen und Jungen den Großteil ihrer Trainingszeit. Daher halte ich die Entscheidung, als Trainerin oder Trainer in unseren höchsten Jugendspielklassen eine C- oder B-Lizenz zu besitzen, für absolut wichtig.
Im Bildungsressort wird intensiv daran gearbeitet, noch mehr Expertise in die Vereine zu bringen. Ausbildungen und Fortbildungen sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch interessant gestaltet werden. In einem Flächenland wie Niedersachsen mit vielen Mitgliedern ist es besonders wichtig, das Gesamtniveau anzuheben und eine breite Basis für eine starke Leistungsspitze zu schaffen.
Der DHB hat 2021 die Strategie Frauenhandball auf den Weg gebracht. Zentrale Säulen sind die Einführung eines Regelspielbetriebs in der A-Jugend-Bundesliga und die Gründung einer B-Jugend-Bundesliga. Welche Chancen und Risiken birgt die Strategie?
Sven-Sören Christophersen:
Die Weiterentwicklung der Jugend-Bundesligen ermöglicht es den Spielerinnen, sich im ständigen Wettkampf auf höchster Ebene zu messen. Dabei erfordert es ein besonderes Engagement der Talente, Sport, Schule und Privatleben erfolgreich unter einen Hut zu bringen, was meiner Meinung nach eine bedeutende Lebensprüfung darstellt.
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