16.05.2024, 14:48
Fußballstar beim Löwenfunk
Fußballer Terrence Boyd, aktuell beim Drittligisten SV Waldhof Mannheim unter Vertrag, war beim Handball-Podcast "Löwenfunk" der Rhein-Neckar Löwen zu Gast und sprach mit Kevin Gerwin über das Phänomen, der Hero von David Späth zu sein, Team-Chemie und Kaderplanung, sowie den wohl größten Feind eines jeden Profi-Sportlers; die Verletzungen.
In der letzten Folge des Handball-Podcasts "Löwenfunk", Folge 91, war ein unerwarteter Gast zu hören. Terrence Boyd, welcher als Fußballer zunächst keine wirkliche Verbindung zum Handball hat, konnte trotzdem sport-übergreifend viel Wissen beitragen. Ein Faktor, der den 33-Jährigen jedoch mit dem Handball und spezifisch den Rhein-Neckar Löwen verbindet, ist Torwart David Späth - dessen "Hero" sei er nämlich.
Nachdem die beiden sich nach einem Spiel der Rhein-Neckar Löwen im VIP-Bereich das erste Mal getroffen hatten, sprang Boyd direkt als Ratgeber ein. Die Erfahrungen, die die beiden austauschten verbanden "auch über die Sportart hinaus, weil als Profi-Sportler verbindet einen ja so viel und du machst so viel Gleiches durch. Bei ihm war es dann auch: er war verletzt, spielte nicht, war unzufrieden, "Was soll er machen?" - und hat dann jemanden nach Rat gefragt, den er a) erst seit 10 Minuten kannte und b) der die Sportart auch erst seit 10 Minuten kennt."
"Ich habe ihm eigentlich nur gut zugesprochen", erklärte der Fußballer und ergänzte, er habe "ihm auch von mir erzählt, von Verletzungen und Tiefs, die ich durchgemacht habe, wie wichtig der Kopf ist; und dann ging das ganz, ganz schnell, ein paar Wochen später kriegt er dann mal Spielzeit im Tor, hält überragend; dann kam glaube ich das Ganze mit dem Pokalsieg, Halbfinale und Finale, der große Held - und ich dann nur so: "Ey guck mal, das bin ich, das war ich!"
Etwas ernsthafter zeigte er sich dann doch und schrieb Späth die Eigenverantwortung zu, die er verdiente: "Im Endeffekt haben einfach nur zwei Menschen miteinander die selben Gefühle, die man halt durchmacht als Profisportler, ausgetauscht. Wir wissen beide, das hatte null mit mir zu tun; er hat sich selber aus dem Loch wieder gezogen, er hat die Chance genutzt, die er bekommen hat und das war einfach so schön anzusehen."
Nicht nur der Handball-Torwart ist nun Fan von Terrence Boyd, auch der Fußballer schätzt den 22-jährigen wert: "Was ich halt schön finde, ist dass der Typ sich einfach null verändert, gleich bleibt; das schätze ich sehr. Gerade bei einem Profisportler, was es echt nicht oft gibt. Es freut mich so sehr, einfach zu sehen, wie er aufblüht, wie er trotzdem der selbe ist und bleibt und jetzt die sonnigen Seiten des Profisports erleben darf und nicht aufhört und weitermacht; das ist schön."
Nicht nur für David Späth äußerte der Fußballer Rat - auch für jeden, der sich den Podcast anhörte, hatte er etwas zu sagen. Nach einer Verletzung wie der Kreuzbandriss, mit dem Boyd lange zu kämpfen hatte, solle der Betroffene "erstmal die Birne frei [kriegen], gerade ist es eh egal was du machst. Mach das, was dich glücklich macht, was dich ablenkt." Erfolgserlebnisse wie "das erste Mal die Schiene ab; du kannst wieder gehen, du kannst wieder Treppen steigen, du kannst wieder Fahrrad fahren, du kannst wieder laufen" sollen gefeiert werden und man soll sich "immer wieder neue Ziele setzen".
Auf die Nachfrage, ob bei einer Mannschaft die Team-Chemie wichtiger sei als das Können des Teams und der einzelnen Spieler, war die Antwort, dass Boyd "es jetzt nicht rüberheben [würde], es ist eher ein "Ingredient" davon, was eine erfolgreiche Mannschaft ausmacht."
"Egal welche Sportart; ich habe den höchsten Respekt vor den Leuten, die den Kader zusammenstellen, weil das ist wirklich Quantenphysik", stellte der 33-jährige fest. "Der eine Spieler ist vielleicht in diesem Bereich nicht ganz so gut wie der andere, aber er hilft mit seinen Attributen irgendwie die anderen Mitspieler auf den Nebenpositionen mitzuziehen oder kann gut führen, was ja auch ganz wichtig ist: die Kommunikation auf dem Platz. Es sind so viele krasse Faktoren und es ist trotzdem eine Wundertüte."
Sowohl für den Handball als auch für den Fußball zog er das Fazit, dass du "so viel scouten [kannst] wie du willst; was du sehr selten scouten kannst - das geht nur über Gespräche und was Mitspieler über dich sagen - ist "Wie ist der eigentlich drauf als Typ? Was ist denn, wenn der jetzt nicht spielt - wie verhält der sich dann?"
Eine deutliche Meinung, die der Fußball-Profi auch in Bezug auf David Späth äußerte, war, dass man als Torwart "eh nicht alle Tassen im Schrank haben [darf], gerade im Handball. Wenn die [Anm.d.R.: Spieler] da dann von der Sechs-Meter-Linie auf dich zufliegen und dir mit 150 Sachen ins Gesicht fetzen" sei dies ein Erlebnis für "ein Mal und nie wieder".
Rivalitäten im Profisport sind nichts Unbekanntes; manche schätzen sie im Fußball schlimmer ein als im Handball. Terrence Boyd stand unabhängig von der Sportart hinter der Ansicht, dass "das jeder für sich wissen [muss]. Ich denke, was auf jeden Fall nicht gehen darf, ist dass es privater Natur irgendwie gefährlich wird für Fans, für Privatpersonen, für Spieler, et cetera. Sonst an sich: Derbys sind geil. Aus Sportlersicht, wenn du auf dem Platz stehst; als Fan, als Spieler: geil! Dann willst du einfach deinen Rivalen ärgern, ihn besiegen."
Einen weiteren Aspekt haben die beiden Sportarten gemeinsam: das Phänomen, dass Teams bei einem K.O.-Wettbewerb eine bessere Leistung zeigen als im alltäglichen Ligabetrieb. "Ich glaube, man kann das nicht erklären", entschloss sich Boyd auf Nachfrage und erklärte: "Das ist das selbe wie "Du hast die letzten vier Spiele verloren, woran liegt das?" - wenn ich das wüsste, würden wir das doch nicht machen. Du kannst es nicht erklären."
Auch zu weiteren Themen wie der Kampf um den Klassenerhalt und der Transfermarkt, die sich in beiden Sportarten wiederfinden lassen, äußerte sich Terrence Boyd gegenüber des "Löwenfunks". All seine Antworten können in der gesamten Podcastfolge 91 gehört werden.
ank