23.04.2024, 18:55
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Rund um Magdeburg häufen sich vor dem Champions-League-Viertelfinale zwischen KS Kielce und dem SCM die Sichtungen von Wölfen. Eine besonders geschützte und gefährliche Art überlegt jetzt, sich ebenfalls in der Nähe der Getec-Arena anzusiedeln. Sein Name: A. Wolff.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
Über 100 Jahre lang galt der Wolf in Deutschland als ausgestorben. Größere Populationen gab es noch in Osteuropa, in Polen etwa. Und auch der bekannteste Wolf des Jahres, der mit Doppel-F und Andreas als Vorname, hatte sich zuletzt nach Polen zurückgezogen.
Doch nachdem seit der Jahrtausendwende wieder Wölfe in Deutschland gesichtet werden und auch wieder rund 200 Exemplare in Sachsen-Anhalt leben, scheint auch dieser ganz besondere A. Wolff über eine Rückkehr nachzudenken. Nach anfänglichen Gerüchten könnte DER Wolff ganz bald tatsächlich regelmäßig in Magdeburg zu sehen sein.
Ob dieser Wolff aber nur durch das SCM-Revier streift, um Magdeburger Titelträume zu reißen, oder ob er sich rund um die Getec-Arena ansiedeln will, blieb zunächst unklar. Klar ist: Es wäre eine kleine Sensation. Und eine Bereicherung. Denn dieses Exemplar aus der Familie Wolff und der Unterordnung Torwart steht unter Artenschutz.
Experten nach soll er der einzig aktuell spielende Vertreter seiner Art sein, der mit nur einer Bewegung gleichzeitig mit der rechten Pranke einen Wurf flach-kurz von Lukas Mertens und mit dem linken Hinterlauf einen Wurf von Matthias Musche lang-hoch halten kann. Zudem schützt er sein Rudel vor Angriffen durch Torschützen anderer Vereine und schafft es spielerisch, in die Köpfe potenzieller Punktediebe einzudringen.
Naturfreunde und SCM-Fans versuchen gleichermaßen, ihn aus den Fängen polnischer Industrieller aus Kielce zu befreien. In der Hoffnung, dass er heute im polnischen Revier erstmal in Ruhe den SCM beschnuppert, statt seinem Naturell entsprechend direkt den EHF-Final-4-Ticket-Leckerbissen der Magdeburger zu verschlingen.
So zahm und liebenswert sich der Wolff auch vor An- und nach Abpfiff in der Regel gibt - er ist auch eine Gefahr. Schließlich darf er eigentlich nicht drinnen gehalten werden, weshalb er sich in Handballhallen ausschließlich im Sechsmeterraum aufhalten soll. Doch selbst da kommt es immer wieder zu gefährlichen Aufeinandertreffen mit heranfliegenden Spielern anderer Vereine.
Die meisten haben mittlerweile Angst vor ihm, lassen sich, statt erfolglos aufs Tor zu werfen, lieber unverfänglich in der Abwehr festmachen oder spielen den Ball weiter, bevor sich eine Hundertprozentige auftut. Auch wer ihn heute Abend ins Visier nimmt, sollte aufpassen: Wird er zu oft angeschossen, verliert man am Ende die Begegnung mit ihm.
Ob es schon Versuche gab, den Wolff mit Gesprächen von einem Revierwechsel nach Magdeburg zu überzeugen, ist nicht bekannt. Neben der Sichtung des Wolffs sind aber rund um die Getec-Arena schon die ersten Lippenleser gesichtet worden. Könnte ja sein, dass sich der Wolff und der Fuchs - Bennet Wiegert - beim Rückspiel kurz an der Seitenlinie auf einen Plausch treffen.
Lippenleser könnten vielleicht sogar schon heute Abend in Kielce Erkenntnisse über einen bevorstehenden Revierwechsel gewinnen, da das affige "Ich-halte-mir-die-Hand-vor-den-Mund-sobald-ich-was-sage" der Fußballer bislang im Handball noch nicht zu sehen ist. Vielleicht hält der Wolff ja auch in Halbzeit eins zwei Siebenmeter und fünf Tempo-Gegenstöße.
Und Benno Wiegert nimmt ihn auf dem Weg zu seiner Halbzeitansprache in den Katakomben kurz ins Gebet: "Gerade wünsche ich Dich zum Teufel, Wolff - aber ich möchte, dass Du nächste Saison für den SCM das Tor vernagelst!" Und vielleicht sagt der ja dann einfach Ja. Was wäre das für eine Geschichte! Vielleicht bleibt es aber auch nur das Märchen vom Fuchs und dem Wolff.
Genießen wir doch erstmal ganz entspannt dieses Hinspiel zwischen KS Kielce und dem SC Magdeburg, dieses Aufeinandertreffen des besten Torwarts und der besten Mannschaft der Welt. Bundestrainer Alfred Gislason wird sich schon melden, sobald der Wechsel fix ist.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!
Daniel Duhr