28.01.2024, 11:19
Welthandballer des Jahrhunderts beschäftigt "geiles" Prandi-Tor
Im Spiel um Bronze trifft heute bei der Handball-EM Gastgeber Deutschland mit Schweden auf den Rekord-Europameister und entthronten Titelverteidiger. Magnus Wislander, von der IHF zum Welthandballer des Jahrhunderts gewählt und eine Legende des THW Kiel, wähnt seine Landsleute im Vorteil - zeigt sich aber "überrascht" von den Leistungen des DHB-Teams.
Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt
Natürlich beschäftigte auch ihn am Tag danach nur ein Thema. Schon im Presseraum spricht Magnus Wislander über den direkten Freiwurf von Elohim Prandi, das den Schweden den Finaleinzug am Freitagabend kostete - die EHF wies auch einen Protest von Schweden ab.
Am Rande der Mixed Zone sucht Magnus Wislander anschließend das Gespräch mit den ehemaligen Bundesliga-Profis Tobias Thulin (Magdeburg und Stuttgart) und Jonathan Carlsbogard (TBV Lemgo Lippe). Wislander verrenkt sich und stellt den Wurf des Franzosen, der die Schweden in die Verlängerung zwang und dadurch auch mental brach, nach.
Als der kicker die von der IHF zum Welthandballer des Jahrhunderts gewählte schwedische Ikone auf diese brisante letzte Spielminute anspricht, ist das erste Wort: "Chaotisch." In noch immer flüssigem Deutsch hadert Magnus Wislander damit, wie "die Augen in den letzten Momenten mehr in Richtung der Schiedsrichter als in Richtung des Spiels" gingen.
Wie seine polternden Landsleute zuvor sah auch Wislander "ein paar richtig schlechte Entscheidungen gegen die schwedische Mannschaft, die falsch sind". Bei allem Ärger besitzt er dennoch die Größe, die Aktion von Prandi wertzuschätzen. "Das ist ein geiles Tor, ein geiler Wurf", schwärmt der mittlerweile 59-Jährige. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Vielleicht war es leider nicht ganz nach dem Regelbuch, aber es war trotzdem ein super Ding von ihm."
Das wahnsinnige Comeback der Schweden, die zur Pause noch mit sechs Toren in Rückstand gelegen hatten, wusste Magnus Wislander dennoch zu schätzen. "Sie haben fast Geschichte geschrieben - und sich wieder definitiv in die Herzen des schwedischen Publikums gespielt", so der einstige Profi des THW Kiel (1990 bis 2002).
Durch die letzte Minute gehe Schwedens Leistung allerdings "baden - was ich schade finde". Denn der Treffer gab Frankreich Aufwind, das Momentum hatte gewechselt und Schweden musste sich in der Verlängerung geschlagen geben. Und nun wartet im Spiel um Bronze - dem erst zweiten der Schweden nach 1996 - also Deutschland. Zudem geht es um das Olympia-Ticket.
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Das DHB-Team sah Magnus Wislander bislang bei der Handball-EM "kämpferisch sehr gut", auch wenn das Team von Bundestrainer Alfred Gislason "nicht immer so geil gespielt" habe. Insgesamt sah der einstige Weltklasse-Kreisläufer "überraschend gute Leistungen" und einen "überraschenden" Halbfinal-Einzug.
Der Heimvorteil sei eine große Trumpfkarte des Europameisters von 2004 und 2016. "Das Publikum in der ersten Hälfte gegen Dänemark war wahnsinnig. Dadurch haben die Deutschen derart gekämpft und alles gegeben", so Magnus Wislander. "Hut ab vor der Mannschaft und der Leistung, die sie gebracht haben."
Dennoch wähnt Magnus Wislander seine Schweden im Vorteil. Die Breite im Kader der Skandinavier sei schlichtweg besser. Zudem hofft der ehemalige Kieler, dass dem DHB-Team "ein bisschen die Kraft ausgeht" und "sie kämpferisch nicht sechzig Minuten durchhalten".